Glorifikation Kaiser Josephs II.
- Datierungvor 1777
- ObjektartGemälde
- Material/TechnikÖl auf Leinwand
- Maße79 × 59 cm
- Inventarnummer2478
- Standort Derzeit nicht ausgestellt
Dieses Gemälde, das Ignaz de Luca mit der Bezeichnung "Sr. Maj. der Kaiser, als er geackert, ein Sinnbild der Fruchtbarkeit" anführt, wurde 1777 im Rahmen der Akademieausstellung im kleinen Redoutensaal der Wiener Hofburg gezeigt. Ausgangspunkt für diese allegorische Darstellung ist ein reales Ereignis: Am 19. August 1769 war es bei Slavikovice in der Nähe von Brünn/ Brno zu einem Achsenschaden an der Kutsche Josephs II. gekommen. Der an seiner Weiterreise gehinderte Kaiser begab sich daraufhin zu einem nahe gelegenen Feld, wo er dem Knecht Jan Kartoš den Pflug aus der Hand nahm, um diesen selbst über den Acker zu führen. Bald darauf setzte ein regelrechter Kult um diesen Ort und die landwirtschaftliche Betätigung des Herrschers ein: Der heute im Mährischen Landesmuseum in Brünn verwahrte Pflug wurde von den Bewohnern wie eine Reliquie verehrt, und seit 1769 wurden insgesamt fünf Denkmäler auf der entsprechenden Parzelle errichtet. Bei den Physiokraten stieß der aus China stammende Brauch des kaiserlichen Pflügens von vornherein auf große Begeisterung. Dementsprechend wurde auch das Handeln des Kaisers als Bekenntnis zum Physiokratismus gedeutet. Joseph II., der in vielerlei Hinsicht ein Förderer der Landwirtschaft war, betätigte sich im Übrigen nicht als einziger europäischer Herrscher im Pflügen: Auch Ludwig XV. huldigte auf diese Weise dem Ackerbau.
Maulbertsch hat diese Begebenheit jedoch nicht als Historienbild umgesetzt, sondern eine Darstellung geschaffen, die die Bedeutung dieses spezifischen Akts des Pflügens im Kontext der Regierung dieses Herrschers vor Augen führen soll. Im Zentrum der Komposition befindet sich der als römischer Imperator mit Lorbeerkranz und Feldherrnstab inszenierte Joseph II. Neben seinem Haupt ist auf dem Säulenpostament ein Schild mit seiner Devise Virtute et exemplo ("Mit Tugend und Beispiel") zu sehen. Dieses Motto wurde durch die landwirtschaftliche Betätigung des Herrschers in Slavikovice veranschaulicht, eine Überführung von der Theorie in die Praxis wurde erzielt. Zur Linken des Kaisers befindet sich die allegorische Figur des Überflusses, aus deren Kleid Getreide quillt, zu seiner Rechten ein Bauer mit einem Pflug, der auf dem Streichbrett mit der Jahreszahl 1769 bezeichnet ist und damit unmissverständlich die Verbindung zu der oben geschilderten Episode herstellt. Vor Joseph II. lagert eine Frau, die erwartungsvoll zu ihm emporblickt und versucht, mit ihrem gerafften Kleid möglichst viele der herabfallenden Körner aufzufangen. An ihrem Bein lehnt ein Kind, das in der rechten Hand einen leeren Löffel hält und dessen linker Arm in Richtung eines Blattes weist, auf dem die Zahl 1772 zu lesen ist. Damit wird die Erinnerung an jenes Jahr wachgerufen, in dem in Mähren eine lange Hungersnot zu Ende ging. Komplettiert wird die Darstellung durch eine weibliche Gestalt mit Helm im Hintergrund, die als Minerva zu identifizieren ist. Sie, die Göttin der Weisheit und der klugen Kriegsführung, aber auch der Kunst und des Handwerks, beobachtet nachdenklich das Geschehen im Vordergrund.
[Georg Lechner, 9/2009]
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