Direkt zum Inhalt
Skip to main content
Sammlungsmenü

Hotel Roccalba

Josef Dabernig, Hotel Roccalba, 2008, Video, S/W, Originalformat 35 mm, Abtastung auf Digibeta, ...
Hotel Roccalba
Josef Dabernig, Hotel Roccalba, 2008, Video, S/W, Originalformat 35 mm, Abtastung auf Digibeta, ...
Josef Dabernig, Hotel Roccalba, 2008, Video, S/W, Originalformat 35 mm, Abtastung auf Digibeta, DVD, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9744/1
© Bildrecht, Wien 2024
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung2008
  • Künstler*in (geboren 1956 in Kötschach-Mauthen)
  • ObjektartFilm
  • Material/TechnikVideo, S/W, Originalformat 35 mm, Abtastung auf Digibeta, DVD
  • Maße
    Film/Video-Dauer: 10 Min.
  • Inventarnummer9744/1
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • CreditlineAnkauf aus Mitteln der Galerienförderung des Bundes
  • Inventarzugang2008 Ankauf Galerie Andreas Huber, Wien
  • Sonntagnachmittag im Hotel Roccalba. Handelt es sich dabei um einen Ort der Altersversorgung, um eine Erholungsanstalt oder schlicht um ein Hotel? Das Dasein einer 12-köpfigen Gruppe in der renovierungsbedürftigen Anlage lässt die Antwort offen.

    In einem windigen Garten macht sich ein Achtzigjähriger am Hackstock zu schaffen; zwei Frauen – Socken strickend – leisten ihm Gesellschaft. Aus den Zimmern ist das indifferente Gemisch von Fußballkonferenz und Opera Seria zu hören. Ein Sportler - gehbehindert und in Radfahrerschuhen - trägt seine Ausrüstung zusammen. Die kleine, gepflegte Frau im Putzmantel studiert ihn beim Service seines Rennrades. Unbeteiligt daran widmet sich eine weitere Person im Liegen der Forstlektüre. Szenenwechsel in ein Zimmer. Man hört gleichzeitig die Fußballübertragung aus dem Radio und Simone Boccanegra vom Plattenspieler. Sanft gleitet eine elektrische Haarschneidemaschine über den ohnehin schütter bewachsenen Kopf im Vordergrund. Am Bett sitzend trägt jemand kräftig Schminke auf, wovon der dahinter schlafende Partner keine Notiz nehmen kann. Betrieb auch in der geräumigen Hausbar. Die Kellnerin liest einen Fotoroman und behält gleichzeitig den Herrn im weißen Kittel im Auge, der - konzentriert in sein Spiegelbild blickend - einen großen Mokka vor sich stehen hat.

    Hotel Roccalba hält die Ebene der Bedeutungskonstruktion in Schwebe. Es bleibt unklar, was die 12 Personen in diesem Film verbindet oder trennt. Ihr schlichtes Tun und nicht-Tun delegiert Fragen nach dem tieferen Belang an das Publikum. [Josef Dabernig, 2010]

    Josef Dabernig klassifiziert seine Arbeiten in die Kategorien Film, Foto, Text, Objekt, Bau. So klar diese Einordnung erscheint, so durchlässig ist sie in der Praxis, gibt es doch strukturelle Verschränkungen der Felder und liegt allem ein kontextuelles systemisches Denken zugrunde. Seinen Filmen geht stets ein präzises Drehkonzept voraus, das alle Einstellungen, deren Länge, die Schnitte und Tonspuren festlegt und schließlich auch integraler Bestandteil der fertigen Arbeit ist. Dabernig beschreibt, was wir sehen – was wir sehen, ist im Fall von "Hotel Roccalba" eine genau komponierte Abfolge von Szenen, die die zwölf Protagonistinnen und Protagonisten – einer ist der Künstler selbst – in alltäglichen Handlungen zeigt, tätig also und zugleich eigenartig untätig. Es scheint nichts zu passieren, dennoch ist alles mit Bedeutung aufgeladen, die sich nicht aus dem Sichtbaren erschließt, sondern vielmehr dazwischenliegt. "Hotel Roccalba" lässt sich als ein antispektakuläres Mikrodrama über den Imperativ des tätigen Subjekts, dessen Interaktion im Kollektiv wie auch über die Konditionierungen unseres Betrachtens verstehen. [Luisa Ziaja, 5/2017]