Die heiligen Eremiten Antonius und Paulus
- Datierungum 1765
- ObjektartGemälde
- Material/TechnikÖl auf Leinwand
- Maße143 x 110 cm
- Signaturunbezeichnet
- Inventarnummer8501
- Standort Derzeit nicht ausgestellt
Ebenso wie das Gegenstück, der heilige Hieronymus (Inv.-Nr. 8500), blieb auch dieses Gemälde bis zu dessen Tod im Besitz von Martin Johann Schmidt. Ein Schüler des Künstlers fertigte danach eine im Format verkleinerte Replik an, die sich heute im Krems Museum befindet.
Was einem beim Betrachten des Bildes rasch auffällt, ist die merkwürdige Haltung, in der sich der heilige Paulus befindet. Er stammte aus reichem Hause und war der erste christliche Eremit, der sich 249/250 n. Chr. in die ägyptische Wüste zurückzog. Diesen Weg schlug auch der heilige Antonius der Große ein. Was sich im Detail ereignet hat, berichtet uns die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine: Als Antonius bereits sehr betagt war, erfuhr er im Traum, dass er nicht der einzige Eremit in dieser Gegend sei und besuchte daraufhin den benachbarten Paulus. Auf dem Rückweg beinahe schon bei seiner Zelle angekommen, erblickte er Engel, die die Seele des Paulus Richtung Himmel führten. Daraufhin eilte Antonius zurück und fand den älteren Eremiten leblos, jedoch den Oberkörper aufrecht und kniend wie zum Gebet. Zur Unterstützung bei der Bestattung des Toten erschienen schließlich zwei Löwen, die mit ihren Pranken ein Grab aushoben und sich nach getaner Arbeit wieder in den Wald zurückzogen.
Der Kremser Schmidt scheint den Moment vor der Beisetzung festgehalten zu haben. Antonius hat Paulus bereits in eine andere Körperposition gebracht und sieht nun hilfesuchend zum Kreuz am linken Bildrand, während im Hintergrund die beiden Löwen erscheinen. Das Licht fällt hauptsächlich auf den Leichnam des Paulus, während der herbeigeeilte Paulus allein schon durch seine Kleidung weiter in den Hintergrund rückt. Details wie die Löwen, die die Erzählung komplettieren, erschließen sich einem erst bei genauerem Hinsehen. Dieses Prinzip von hell erleuchtetem Protagonisten und im Halbdunkel liegenden Nebenfiguren und –szenen lässt sich gerade mit dem Stil Rembrandts gut vergleichen, wobei etwa auf dessen Passionsszenen in der Alten Pinakothek in München hinzuweisen ist. Inwieweit der Kremser Schmidt Gemälde des berühmten Holländers im Original kannte, können wir nicht nachvollziehen. Doch auch in der Druckgrafik vermochte Rembrandt die charakteristische Hell-Dunkel-Stimmung eindringlich umzusetzen. Und derartige Blätter könnten sich durchaus in der umfangreichen Kollektion des Kremser Schmidt befunden haben. [Georg Lechner, 4/2020]
- 1990 Ankauf Elfriede Meisinger, Niederösterreich