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Eugen Jettel

Eugen Jettel, Baumgruppe am Feldweg, um 1888, Öl auf Holz, 62 × 78,7 cm, Belvedere, Wien, Inv.- ...
Eugen Jettel
Eugen Jettel, Baumgruppe am Feldweg, um 1888, Öl auf Holz, 62 × 78,7 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 2527
Dieses Werk ist Teil der Open Content Policy des Belvedere, ist zum Download freigegeben und unterliegt der Creative Commons Lizenzvertrag Creative Commons License CC BY-SA 4.0.
    1845 Johnsdorf/ Janovice u Rýmařova – 1901 Triest

    Als Kind übersiedelte Eugen Jettel aus Nordmähren nach Wien, wo er 1860/61 bis 1868 Malerei an der Akademie der bildenden Künste studierte. Seine Studienkollegen aus der Landschaftsklasse von Albert Zimmermann waren Emil Jakob Schindler, Robert Russ, Rudolf Ribarz und Adolf Ditscheiner – sie alle wurden zu führenden Malern des sogenannten Stimmungsimpressionismus. Noch während seiner Studienzeit konnte Jettel eines seiner Gebirgsbilder auf der Akademieausstellung von 1864 an das Kaiserhaus verkaufen. Für andere Bilder erhielt er Auszeichnungen auf z. T. internationalen Ausstellungen. 1868 trat Jettel in die Genossenschaft bildender Künstler Wiens ein und nahm seither an fast allen Kunstausstellungen in Wien, München, Berlin und Paris teil. Auch die Weltausstellungen in Wien, Paris, Chicago und Antwerpen beschickte er mit seinen Werken. 1870 unternahm Jettel eine Hollandreise, zu der ihm August von Pettenkofen geraten hatte. Dieser, um etwa eine Generation ältere Maler, wurde von den Stimmungsimpressionisten sehr geschätzt. Jettel reiste aber nicht nur nach Holland, sondern im selben Jahr auch nach Nordfrankreich, im Jahr darauf nach Ungarn und in die Slowakei. Im Winter 1872/73 zog er mit Leopold Carl Müller fünf Monate durch den Orient, Italien und Sizilien – was jedoch ohne künstlerischen Niederschlag blieb. 1875 entschied sich der junge Künstler, nach Paris zu übersiedeln, wo er engen Kontakt mit dem aus Wien stammenden Kunsthändler Charles Sedelmeyer pflegte. Ihm überließ er sämtliche Bilder zu einer monatlichen Pauschale, was Jettel soweit finanzielle Sicherheit gab, dass er sich entschloss zu heiraten. Seine Frau, Cäcilie Mailer, hatte weitläufig Kontakt zu Makart. Die Wohnung des Ehepaares wurde für die nächsten 20 Jahre zum Treffpunkt deutschsprachiger Maler (u. a. kamen: Josef Engelhart, Eduard Charlemont, August von Pettenkofen, Mihály Múnkacsy).

    Für seine Verdienste um die Pariser Weltausstellung (1889) erhielt Jettel den Ritterorden der französischen Ehrenlegion. 1897 kehrte er nach Wien zurück und trat ein Jahr später der neu gegründeten Wiener Secession bei. Trotz der scheinbaren Sesshaftigkeit hatte Jettel auch in Paris niemals aufgehört, auf der Suche nach Motiven durch Europa zu reisen. Auf seiner letzten Reise starb er unerwartet am 27. August 1901 an einem Schlaganfall in Triest.

    Jettels Malerei war zunächst geprägt von akademisch geprägten, sehr erfolgreichen Gebirgsszenen im naturalistischen Stil, die er unter dem Einfluss Pettenkofens und Théodore Rousseaus aufgab. Er wandte sich der stimmungsvollen plein-air Malerei zu und wurde noch vor Schindler zu einem der frühesten Vertreter der paysages intimes in Österreich. Ab 1870 wurden die Darstellungen des flachen Landes unter hohem Himmel sein Hauptmotiv. Seine fein nuancierten Schilderungen wurden mit den Jahren immer heller, mit immer trockenerem Farbauftrag. Seit 1890 malte er häufig Pastelle.

    [Dietrun Otten, 8/2009]