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Margot Pilz

Margot Pilz, Sekundenskulpturen, 1979, Schwarzweißfotografie (mit Ösen zur Aufhängung), 51 × 50 ...
Margot Pilz
Margot Pilz, Sekundenskulpturen, 1979, Schwarzweißfotografie (mit Ösen zur Aufhängung), 51 × 50 ...
Margot Pilz, Sekundenskulpturen, 1979, Schwarzweißfotografie (mit Ösen zur Aufhängung), 51 × 50,5 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 11779/2
© Bildrecht, Wien 2024
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
    geboren 1936 in Haarlem

    Margot Pilz wird 1936 in Haarlem (Niederlande) geboren, ihre Mutter, Ottilie Wolf, ist Wienerin, ihr Vater, Friedrich ter Heege, ist niederländischer Arzt. 1939 flieht die Familie vor den Nationalsozialisten nach Semarang auf Java/Indonesien (damals Niederländisch-Indien), der Vater eröffnet dort eine Arztpraxis, die Familie kann ein Leben in Wohlstand führen. Nach der Machtübernahme durch Japan 1942 wird der Vater inhaftiert, Margot Pilz und ihre Mutter werden in ein japanisches Konzentrationslager deportiert. Nach ihrer Befreiung 1945 und Aufenthalten in Australien und Neuseeland kehren sie 1948 nach Amsterdam zurück. Als zwölfjähriges Mädchen bekommt Margot Pilz eine Kamera geschenkt, ihr Talent wird erkannt und gefördert. So beginnt sie 1954 das Studium der Werbefotografie an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. 1957, im Jahr ihres Abschlusses, heiratet sie den Bildhauer Fritz Pilz, der gemeinsame Sohn Sebastian wird 1959 geboren. Von 1971 bis 1978 betreibt Margot Pilz gemeinsam mit Hans Weiss ein Werbestudio. 1976 absolviert sie die Meisterprüfung für Fotografie. Erste künstlerische Arbeiten entstehen parallel zur gewerblichen Fotografie bereits um 1973. Nach der unrechtmäßigen Inhaftierung bei einem Frauenfest 1978 in Wien erfolgt eine bewusste Orientierung an feministischen Inhalten, noch im selben Jahr tritt Pilz der IntAkt – Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen bei und zeigt in ihrer ersten Einzelausstellung in der IntAkt-Galerie im Griechenbeisl unter dem Titel „Sekundenskulpturen“ performative Fotosequenzen. Weitere zentrale Arbeiten in Pilz’ aktionistisch-feministischem Werk sind das 1979 im öffentlichen Raum in Graz im Rahmen des steirischen herbsts errichtete „Hausfrauendenkmal“ sowie der inhaltlich auf künstlerischer Forschung aufbauende „Arbeiterinnenaltar“ von 1981. 1982 entsteht im Rahmen der Wiener Festwochen mit „Kaorle am Karlsplatz“ eine raumgreifende soziale Skulptur im öffentlichen Raum, die richtungsweisend performative und partizipative Praktiken vorwegnimmt. Auch „The White Cell Project“, 1983–85, hat in Pilz’ Frühwerk eine besondere Stellung: Ein nach den eigenen Körpermaßen dimensionierter Raum wird zum persönlichen Handlungs- und Erfahrungsraum, in weiterer Folge öffnet die Künstlerin ihn für unterschiedlichste Akteurinnen und Akteure – von Künstlerkolleginnen und -kollegen bis hin zu Schulklassen. Margot Pilz gilt neben ihrer Rolle als Hauptvertreterin der „Feministischen Avantgarde“ auch als Pionierin der Medienkunst in Österreich, bereits ab 1986 erarbeitet sie neue gestalterische Möglichkeiten über die Grenzen der analogen Fotografie hinaus, wobei sie ausgehend vom Experimentieren mit dem Computer eine neue Ästhetik „digitaler Bildverfremdungen“ (Dieter Ronte) definiert. In der Folge entsteht eine Vielzahl von Videoarbeiten, Videoinstallationen, Neonobjekten und Medienskulpturen. Wichtige Ausstellungsbeteiligungen, die auch die wachsende Bedeutung neuer Medien im Verlauf der 1980er-Jahre dokumentieren, sind u. a. „Erweiterte Fotografie“, Secession, Wien (1981); „1984. Orwell und die Gegenwart“, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien (1984); „Le temps d’un mouvement“, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (1987); „Computerkunst 88“, Museum Gladbeck (1988); „Hinter den Wänden“, Donaufestival, Langenlois (1988). Im Verlauf der 1990er-Jahre besetzt Margot Pilz Lehrstühle für Computerkunst an der Technischen Universität Wien sowie an der Technischen Universität Graz, 1991 übernimmt sie eine Gastprofessur an der Panteion-Universität in Athen. 2014 entwickelt Pilz mit „ONCE UPON MY TIME – Java 1942“ eine Ausstellung, mit der sie die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit im Konzentrationslager künstlerisch aufarbeitet. Seit Mitte der 2000er-Jahre wächst das Interesse an der Künstlerin zunehmend: 2015/16 zeigt das MUSA die erste Personale unter dem Titel „Margot Pilz. Meilensteine. Von der performativen Fotografie zur digitalen Feldforschung“; als Teil der Sammlung Verbund sind Werke der Künstlerin im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, im ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, im CCCB – Centre de Cultura Contemporània de Barcelona sowie 2021 im LENTOS Kunstmuseum Linz zu sehen. 2020 werden im Rahmen des Projektes „KISS“ der Kunsthalle Wien Arbeiten wie das „Hausfrauendenkmal“ im öffentlichen Raum neu aufgestellt. Die Kunsthalle Krems zeigt 2021 mit „Margot Pilz. Selbstauslöserin“ die bislang umfassendste Personale, im selben Jahr erscheint die Biografie „Art Biography – Margot Pilz. Leben. Kunst.“ von Nina Schedlmayer. 2011 wird Pilz der Preis der Stadt Wien für bildende Kunst, 2019 der Niederösterreichische Würdigungspreis in der Kategorie bildende Kunst verliehen.

    [Véronique Abpurg, 2021]