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Marc Adrian

Marc Adrian, Innsbruck Special, 1975, Serigrafie auf Papier, 65 × 46 cm, Schenkung Sammlung Die ...
Marc Adrian
Marc Adrian, Innsbruck Special, 1975, Serigrafie auf Papier, 65 × 46 cm, Schenkung Sammlung Die ...
Marc Adrian, Innsbruck Special, 1975, Serigrafie auf Papier, 65 × 46 cm, Schenkung Sammlung Dieter und Gertraud Bogner, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 10932
© Bildrecht, Wien 2024
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    1930 Wien – 2008 Wien

    "Studium 1950–52 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei F. Wotruba, an der Accademia Brera in Mailand und bis 1953 an der Pariser Académie de la Grande Chaumiére bei O. Zadkine. Ab 1956 Graphiker und Photograph in Österreich, Holland und Frankreich. 1961 Mitbegründer der Nouvelles Tendences. Ab 1965 Studien über Wahrnehmungspsychologie an der Universität Wien. 1967 Beginn der Experimente mit optischen und sprachlichen Dispersionen am Wiener Institut für höhere Studien und wissenschaftliche Forschung. 1969–73 Dozent für Malerei und ästhetische Theorie an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst in Hamburg. 1972 Vortragsreise in die USA."

    [aus: Reiter, Cornelia (Bearb.)/ Koja, Stephan (Bearb.)/ Márkus, Hella (Bearb.): Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts, Bd. 1: A–F, hrsg. v. d. Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 1993, S. 16].

    Das Interesse an den Wahrnehmungsprozessen des Menschen und den dynamischen Abläufen zwischen Sehen und Denken hat Marc Adrian zu jenen Hinterglasmontagen geführt, die ab den 1950er-Jahren entstanden sind. Als Schüler Fritz Wotrubas widmete Adrian sich der Bewegung in der Kunst, erste Wackelsteine und die Mobiles entstanden. Diese frühen künstlerischen Recherchen mündeten bereits in den 1950er-Jahren in erste Filmarbeiten, die er sukzessive ausbaute. Aber Adrian blieb nicht formalistisch: Er erweiterte sein künstlerisches Konzept durch die Sprache, durch eine symbolische Bildsprache, durch ethnografische Filmarbeit und durch die Verwendung pornografischer Bildwelten. Diese verschiedenen inhaltlichen Ebenen reflektieren Adrians Kritik am geltenden Kulturbegriff und formulieren eine Gesellschaftskritik, die nur vordergründig über den Skandalbegriff zu deuten ist. Seine Montagen unterschiedlicher Bedeutungsebenen sind komplexe Generatoren neuer Wirklichkeiten, die auf bestimmte Weise auch stets realistisch sein wollen. Adrians Arbeit am Strukturfilm ist mit seinen Studien zur Wahrnehmungspsychologie verknüpft. Die frühen Arbeiten, zunächst gemeinsam mit Ferry Radax entstanden, gehören zu den Pionierleistungen des österreichischen abstrakten Films. Konsequent in der Arbeit am Film eignete Adrian sich auch das neue Bildmedium Computer, oder besser dessen Betriebssystem, an, um Schriftbilder per Zufallsgenerator als Bildkompositionen zu generieren. Was Adrian auszeichnet, ist die stets gesellschaftskritische Ausdeutung der künstlerischen Medien, die durch die Verwendung von medial vermittelten Bildern in ihrer Relation zueinander hinterfragt werden. Im Kontext der literarischen Arbeit der Wiener Gruppe ist auch Adrians Theorie zum methodischen Inventionismus zu sehen, jene methodische Idee zur Automatisierung von Text- und in weiterer Folge auch Film- und Bildproduktion. Adrian setzte damit eine in Wien verankerte Tradition struktureller Methode in der künstlerischen Arbeit fort, die in der Musik mit Josef Matthias Hauer einen wesentlichen Protagonisten aufwies.[1]

    Die Auseinandersetzung mit dem Film nutzte Adrian auch zur Hinterfragung des gesamten Systems der Bildindustrie Kino und des neuen Mediums Fernsehen. Er hatte dabei die utopische Vorstellung, mit dem künstlerischen Film auch das Fernsehen durch neue, innovative Programmformate zu revolutionieren.

    Anmerkungen: [1] Vgl. dazu Bogners, Dieter: Kunst ohne Bewegung ist überflüssig, in: Artaker, Anna/ Weibel, Peter (Hrsg.), Marc Adrian, Klagenfurt 2007, S. 30–32.

    [Harald Krejci, 11/2011]