Lesendes Mädchen
- Datierung1850
- ObjektartGemälde
- Material/TechnikÖl auf Leinwand
- Maße53 × 41 cm
- SignaturSign. und dat. unten links: F. EIBL. / 1850.
- Inventarnummer7333
- Standort Derzeit nicht ausgestellt
Bereits im Alter von zehn Jahren trat Franz Eybl in die Wiener Akademie der bildenden Künste ein, studierte anfangs Bildhauerei, wechselte aber bald zur Landschaftsmalerei und Historienmalerei und ließ sich auch in der Lithographie ausbilden. Seine in Öl gemalten Porträts fanden besonders wegen der exzellenten Maltechnik und ihrer Bildnistreue große Beliebtheit. Durch seine lithographischen Bildnisse erlangte er große Bedeutung und wurde dem damals führenden Lithographen Josef Kriehuber gleichgesetzt.
Die Beschäftigung mit der Genremalerei setzte bei Eybl ab den dreißiger Jahren ein, wobei er seine "Modelle" mit Vorliebe vor der Landschaft des Salzkammergutes in der jeweiligen Tracht darstellte. Meist sind es Einfigurenstücke, die sich vor allem durch ihre malerische Qualität auszeichnen, aber nicht über eine gewisse Distanziertheit hinwegsehen lassen. Die Darstellung des lesenden Mädchens, ein für den Maler untypisches Thema, zählt durch seinen intimen Charakter zu seinen besten Werken. Das Mädchen ist bildfüllend und vor neutralem Hintergrund festgehalten; in sich versunken scheint es nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen. Über diese Privatheit hinaus besticht das Gemälde aber vor allem durch den hervorragenden Umgang mit der Farbe, die, auf wenige warme Töne reduziert, reich nuanciert und durch eine wohlausgewogene Lichtführung die Empfindung des Mädchens beim Lesen widerzuspiegeln vermag. Zugleich dient dieses Bild als Dokument für die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelnde Lesekultur, die ab nun nicht mehr wissenschaftliche oder belehrende Ansprüche zu erfüllen hatte, sondern einer breiteren Gesellschaftsschicht als Unterhaltung zugänglich wurde.
Literatur: Kastel, I.: Franz Eybl, Diss. phil. (unpubliziert), Wien 1983.
[Sabine Grabner, in: Dies.: Romantik, Klassizismus, Biedermeier. In der Österreichischen Galerie Belvedere, 2. verb. Aufl. Wien 1997, S. 120-121]
- Seit Mitte 19. Jh. Familienbesitz Ecker
- 1985 Ankauf Fritzi Ecker, Reichenau an der Rax