Szene aus den Napoleonischen Kriegen: Brücke in der Lobau mit französischer Infanterie
- Datierung1810
- ObjektartGemälde
- Material/TechnikÖl auf Leinwand
- Maße36,5 × 51,5 cm
- SignaturSign. und dat. rechts unten: J. Rebell / 1810
- Inventarnummer7272
- Standort Derzeit nicht ausgestellt
Das Gemälde zählt zu Rebells ersten Werken, der Anlass für die Entstehung ist unbekannt. Die Darstellung selbst ist genau eingrenzbar: Auf die Zeit zwischen dem 22. Mai und dem 5. Juli 1809, die "Ruhepause" zwischen der Schlacht von Aspern und der Schlacht bei Deutsch Wagram. Die österreichische Armee hatte unter dem Generalissimus Erzherzog Carl soeben den Sieg über Napoleon errungen, und nun rüsten beide Gegner erneut zum Kampf. Die französischen Truppen hielten sich in diesen Wochen auf der "Île Napoléon" verschanzt, der Lobau, wie die von Wasserarmen umgebene Insel damals genannt wurde. Napoleon ließ hier seinen zentralen Waffenplatz errichten, baute zwei stabile Brücken zum rechten Ufer und weitere zehn Brücken hin zum Marchfeld, auf der sich der Kampf abspielen sollte. "Die Länge der Brücken war in Folge des damals noch unregulierten Stromes [...] beträchtlich. Allein zur Überbrückung des letzten Armes, des Stadtler Armes, wurden Brücken von 100 bis 160 Meter Länge benötigt. Es gab auch eine Neukonstruktion, die Napoleon besonders betrieb, und zwar eine Brücke aus vier starren Teilen, die sich mit einer Art Scharniere aufklappen ließ" (Rauchensteiner). Napoleon beaufsichtigte die Arbeiten selbst und sorgte durch seine Anwesenheit und seinen Zuspruch für die gute Stimmung unter seinen Soldaten. Die Pioniere Napoleons hatten auch beim Feind einen hervorragenden Ruf, weshalb von österreichischer Seite an einige Künstler der Auftrag erteilt wurde, deren Arbeiten zu dokumentieren. Johann Nepomuk Hoechle (1790-1835) sei als einer dieser "Reporter" genannt.
Joseph Rebell fertigte diese Darstellung, gemeinsam mit drei weiteren Werken (Inv.-Nr. 7271 und 7273, das vierte verschollen), höchstwahrscheinlich während seines Aufenthalts in Mailand (1810-1812). Als Auftraggeber wird Eugène Beauharnais, Stiefsohn Napoleons und Vizekönig von Italien mit Residenz in Mailand, angenommen, zumindest waren diese Arbeiten zunächst in seinem Besitz (Hormayr und Wurzbach). Beauharnais kämpfte in der Schlacht bei Deutsch Wagram im Heer Napoleons, war während der Vorbereitungen dazu aber in Friaul gewesen, um Erzherzog Johann als Kommandanten der Armee von Innerösterreich den Rückzug aus Italien zu erschweren. Diese vier Bilder gingen dann im Erbweg an die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen über. Wie H. Lischke von einem Nachfahren dieser Familie erfahren konnte, "wurde ein Teil der Bilder 1910/14 in Berlin versteigert" und "ein anderer Teil ging in den Kriegswirren des zweiten Weltkrieges zu Grunde". Bei letzterem könnte es sich um die Darstellung "Szene aus den Napoleonischen Kriegen bei Mondschein, im Hintergrunde die Spuren eines brennenden Dorfes, im Vordergrunde ein großer, mit vier Pferden bespannter Proviantwagen und Soldaten in verschiedenen Bewegungen" handeln. Die restlichen drei wurden 1985 von der Österreichischen Galerie Belvedere aus dem Kunsthandel erworben. Die im Hohenzollerschen Katalog (Nr. 371) als "Szene aus dem Napoleonskrieg, in der Mitte grosse Gebäude, zu welchen eine Brücke führt, im Vordergrund Soldaten zu Pferde und zu Fuß, rechts und links hohe Bäume“ genannte Darstellung (Belvedere Inv.-Nr. 7273) konnte als eine Ansicht von Kaiser Ebersdorf identifiziert werden, wo Napoleon nach der Schlacht von Aspern seinen berühmt gewordenen Schlaf von dreißig Stunden schlief. Die beiden anderen Ansichten (Hohenzollerscher Katalog Nrn. 369 und 372, Belvedere Inv.-Nrn. 7271 und 7272) lassen sich schwerer lokalisieren und sind hauptsächlich wegen der kriegstechnischen Details von Bedeutung.
Rebells Darstellungen wurden wenig später in Alexandre de Labordes dreibändigem Werk „Précis Historique de la Guerre entre la France et l´Autriche“ (Paris 1822) als Zeichnungen abgedruckt, wofür man sie teilweise erzählerisch anreicherte: „Vue d´Ebersdorf prise du coté de la Lob-au“, „Dernier Pont de la Lob-au et retour du Duc de Montebello blessé“ und “Entrée de la tete de Pont dans la Lob-au“. Obwohl Rebells Bilder dafür die Basis bilden, wurde bei keiner der Zeichnungen seine Name angeführt. Stattdessen sind diese Zeichnungen mit dem Namen Mayer (Mayer del.) bezeichnet. [Grabner 3/2021]
Literatur: Joseph von Hormayr (Hg.), Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst, Bd. 1 (Bd. 20 als Fortsetzung), Nr. 30, S 233-238; Verzeichnis der Gemäldesammlung seiner Hoheit des Fürsten zu Hohenzollern-Hechingen, Löwenberg o.D. (vor 1869), S. 62 f.; Wurzbach, C. v.: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 25, Wien 1873, S. 78 ff.; Lischke, H.: Joseph Rebell (1787-1828), Diss. phil. (unpubliziert), Innsbruck 1956; Rauchensteiner, M.: Die Schlacht bei Deutsch Wagram am 5. und 6. Juli 1809, in: Militärhistorische Schriftenreihe, H. 36, 3. Aufl., Wien 1994; Sabine Grabner, Romantik, Klassizismus, Biedermeier. In der Österreichischen Galerie Belvedere, 2. verb. Aufl. Wien 1997, S. 62-63
- Eugène Beauharnais, München.
- Sammlung Fürst Hohenzollern-Hechingen, Löwenberg.
- 1910/1914 Versteigerung, Berlin (?).
- 1984 Galerie Salis, Salzburg
- 1985 Ankauf Galerie Sanct Lucas, Wien