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Der Kutscherstreit

Michael Neder, Der Kutscherstreit, 1828, Öl auf Leinwand, 58 x 71,5 cm, Belvedere, Wien, Inv.-N ...
Der Kutscherstreit
Michael Neder, Der Kutscherstreit, 1828, Öl auf Leinwand, 58 x 71,5 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 4392
Werk ist Teil der Open Content Policy des Belvedere, ist zum Download freigegeben und frei von Urheberrechten Creative Commons Lizenzvertrag

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  • Datierung1828
  • Künstler*in (1807 Wien – 1882 Wien)
  • ObjektartGemälde
  • Material/TechnikÖl auf Leinwand
  • Maße
    58 x 71,5 cm
  • SignaturSign. und dat. unten links.: Neder pinxit / 1828
  • Inventarnummer4392
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Inventarzugang1950 Ankauf Galerie Würthle & Sohn Nachf., Wien. – 2017 Empfehlung zur Rückgabe an die Rechtsnachfolger*innen nach Käthe Kellner
  • Als Sohn eines Schustermeisters erlernte Michael Neder vorerst das Handwerk seines Vaters, trat dann 1821 in die Akademie der bildenden Künste ein und studierte bis 1828 bei Karl Gsellhofer. Obwohl er 1826 den Czernin´schen Preis erhielt und ab 1830 an der Akademie ausstellte, zweifelte der Maler beständig an seinem Können, was ihn 1831 auch zur drei Jahre andauernden Unterbrechung seiner künstlerischen Tätigkeit bewog; in dieser Zeit widmete er sich ausschließlich dem einträglicheren Schusterhandwerk. Friedrich Gauermann konnte ihn schließlich wieder zur Rückkehr zur Malerei überreden. Neder, der viele Porträts, in erster Linie aber Genreszenen malte, suchte seine Themen vor allem in seiner unmittelbaren Umgebung, im Wiener Vorort Döbling. Das Leben der Handwerker und der Weinbauern, ihre Arbeit, ihre Feste, Wirtshausszenen, tanzende oder raufende Dorfbewohner wurden von ihm in vielen Darstellungen festgehalten. Neder entwickelte in diesen Bildern einen naiv anmutenden Realismus, versuchte mit Hilfe ungewohnter, neuer Effekte den Bereich der bravourösen Feinmalerei zu verlassen. Dies wurde von seinen Malerkollegen nicht immer für gut befunden; vor allem Waldmüller kritisierte die Malweise Neders. Doch fanden seine Gemälde viele Liebhaber, die ihn in gönnerhafter Weise finanziell unterstützten; einer von ihnen ermöglichte ihm 1834/1835 auch eine ausgedehnte Reise ins Salzkammergut und nach Berchtesgaden. Neders Schilderungen basieren thematisch in erster Linie auf der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts, die er in der Akademiegalerie kopierte. Zum Einfluss von Adriaen van Ostade (1610-1685) bekannte er sich selbst in seiner Lebensbeschreibung, doch mögen auch Adriaen Brouwer (1606-1638), David Teniers (1610-1690), Jan Steen (1625/1626-1679) und Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669) als Vorbilder gewirkt haben. Mit dem vorliegenden Gemälde, dessen Inhalt er in seiner Lebensbeschreibung mit den Worten "Zwei Fiaker, welche auf der Straße zusammenfahren und sich mit der Peitschen recht abhauen" nennt, hat der Maler auf eine amüsante, selbst erlebte Begebenheit spontan Bezug genommen. Er stellt sich selbst als Zeugen dieses Ereignisses dar, tritt links ins Bild eilend auf und kennzeichnet seine Figur mit seinem Namenszug. Der soziale Unterschied der beiden Fiaker wird sowohl in ihrer Kleidung als auch in der Gestaltung der Fahrzeuge erkennbar gemacht: während der linke Wagen durch eine Nummerierung ein amtlich registriertes Fahrzeug ist, das von jedermann, ähnlich wie heute ein Taxi, in Anspruch genommen werden konnte, war es viel vornehmer, sich einen sogenannten "Unnummerierten" mit einem in Frack und Zylinder gekleideten Kutscher zu mieten, den man wie einen eigenen Wagen fahren durfte. Die bewusst eingesetzte Reduktion im Formalen sowie die scharf gezogenen, dunklen Konturen wirken einer Räumlichkeit entgegen, auch die Gestaltung der Hausmauer im Hintergrund ist nur auf das Notwendigste beschränkt. Die Werke Michael Neders wurden lange Zeit als dilettantisch empfunden, und erst das fortgeschrittene 20. Jahrhundert erkannte die Ehrlichkeit und Unmittelbarkeit im Ausdruck.

    Literatur: Michael Neder. 1807-1882, bearb. v. K. Hareiter, Ausst. Kat. Galerie Welz, Salzburg 1940; Hareiter, K.: Michael Neder, Wien 1948.

    [Sabine Grabner, in: Dies.: Romantik, Klassizismus, Biedermeier. In der Österreichischen Galerie Belvedere, 2. verb. Aufl. Wien 1997, S. 104-105]

    • Sammlung Dr. X.
    • 1919 Kunstauktionshaus Leo Schidlof, Wien.
    • 1938 Käthe Kellner, Wien
    1950 Ankauf Galerie Würthle & Sohn Nachf., Wien. – 2017 Empfehlung zur Rückgabe an die Rechtsnachfolger*innen nach Käthe Kellner