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Die Namenlosen (Maya-Skulptur, 700–1000 n. Chr., Mexiko, Louvre, Paris)

Anja Ronacher, Die Namenlosen (Maya-Skulptur, 700–1000 n. Chr., Mexiko, Louvre, Paris), 2017, S ...
Die Namenlosen (Maya-Skulptur, 700–1000 n. Chr., Mexiko, Louvre, Paris)
Anja Ronacher, Die Namenlosen (Maya-Skulptur, 700–1000 n. Chr., Mexiko, Louvre, Paris), 2017, S ...
Anja Ronacher, Die Namenlosen (Maya-Skulptur, 700–1000 n. Chr., Mexiko, Louvre, Paris), 2017, Silbergelatineabzug, 39,5 × 30 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 11697/1
© Bildrecht, Wien 2024
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung2017
  • Künstler*in (geboren 1979 in Salzburg)
    • GND
  • ObjektartSchwarzweißfoto
  • Material/TechnikSilbergelatineabzug
  • Maße
    39,5 × 30 cm
  • SignaturBez. und num.: RON/F 63/1, 1/3 (Ed. 3+1AP)
  • Inventarnummer11697/1
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • CreditlineAnkauf aus Mitteln der Galerienförderung des Bundes 2017
  • Inventarzugang2017 Ankauf Galerie Krinzinger, Wien
  • Anja Ronacher hat eine Leidenschaft für Dinge, die nicht aus unserer Zeit auf dieser Welt sind, die irgendwann aus der Erde geborgen wurden und nun in Museumsvitrinen sitzen, wo sie Zeugnis ablegen von Ritualen, die wir nicht kennen. Meist handelt es sich um Gefäße, die möglicherweise Instrumente der Beschwörung, der Magie gewesen sind, vielleicht aber auch in profane Alltagshandlungen eingebunden waren. Was wir von ihnen wissen, sind eine durch den Fundort indizierte geografische Bestimmung sowie eine ungefähre zeitliche Einordnung, die Hunderte, oftmals Tausende Jahre umfasst und sich damit letztlich unserem Vorstellungsvermögen entzieht. Stets fotografiert Anja Ronacher diese Objekte in ihrem gegenwärtigen musealen Kontext, in ihrer Erscheinung, wie sie sich uns heute darbietet. Jedes Motiv unterzieht sie einem immer gleichen Verfahren des Maskierens bei der Belichtung, an dessen Ende eine Fotografie steht, die den jeweiligen Gegenstand aus einem tiefen Schwarz hervortreten lässt, das dessen genaue Form nur erahnbar macht. Indem Anja Ronacher den sichtbaren Museumszusammenhang zugunsten des ortlosen Schwarz auslöscht, nimmt sie auf visueller Ebene eine Dekontextualisierung vor, während sie durch das Zitieren der archäologischen Bestimmung im Titel sprachlich museale Konventionen aufruft und diese präsent hält. Alle Fotografien dieser Serie benennt Ronacher neben dieser Spezifizierung als „Die Namenlosen“: Der signifikante Einsatz des Plural in jedem Titel wie auch die formale Gleichbehandlung jedes Bildmotivs konstruieren eine Gemeinschaft scheinbar immer schon Entindividualisierter, die uns enigmatisch, ja magisch entgegentreten. Sie erzählen vom Unbekannten, Nichtbenennbaren, vom Werden und vom Vergehen und von all dem, was sich der Ratio und einem abgesicherten Wissen entzieht. Mit ihrer Kollektivierung des Anonymen erinnern uns die eindringlichen Fotografien Ronachers daran, dass das Museum, wie der Philosoph Hermann Lübbe einmal schrieb, „eine Rettungsanstalt kultureller Reste aus Zerstörungsprozessen“ ist, und zeigen gleichzeitig seine Logiken und Grenzen auf.

    [Luisa Ziaja, 2017]