"Mag der die Kette schmieden wieder, / in dessen Händen sie zersprang, / Mag der der Laut' entlocken Lieder, / Vor dem verstummt ihr holder Klang. / Mit dir veränderten sich beide, / Die Kette wie die Laut' im Nu; / Lebt wohl, sag' ich, indem ich scheide, / O Kett' und Laut! und du dazu!" (nach einem Gedicht von Lord Byron: "Aus dem Türkischen").

Die Beschäftigung mit der Poesie Lord Byrons stand im Wien des beginnenden 19. Jahrhundert hoch in Mode. So ließ sich auch Krafft von den Werken des Engländers inspirieren und schilderte eine Szene aus Byrons Gedicht ‚Aus dem Türkischen'. Ein orientalisch gekleideter Mann mit einer zerrissenen Halskette in der Hand weist auf die Laute der am Boden sitzenden Frau und bezichtigt sie der Untreue.

Krafft führt uns diese kleine Episode relativ unpathetisch vor, obwohl der am Boden liegende Krummsäbel und das Messer in seiner Bauchbinde Dramatischeres ahnen lassen. Dieses Bild stellt aufgrund seines orientalischen Themas, seiner reizvollen Farbigkeit und der vielen kostbaren Details ein frühes Beispiel der Orientmode in Wien dar.

[Sabine Grabner 8/2009]