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Kleines Blumenstück (Alpenblumen)

Josef Lauer, Kleines Blumenstück (Alpenblumen), um 1860, Öl auf Leinwand, 31,5 x 39,5 cm, Belve ...
Kleines Blumenstück (Alpenblumen)
Josef Lauer, Kleines Blumenstück (Alpenblumen), um 1860, Öl auf Leinwand, 31,5 x 39,5 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 4629
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  • Datierungum 1860
  • Künstler*in (1818 Wien – 1881 Wien)
  • ObjektartGemälde
  • Material/TechnikÖl auf Leinwand
  • Maße
    31,5 x 39,5 cm
  • SignaturSign. links unten: Jos. Lauer
  • Inventarnummer4629
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Inventarzugang1952 Ankauf Kunsthandlung Schebesta, Wien
  • In der großen Anzahl von prächtigen Blumenbouquets und reichhaltigen Früchteschalen, die in Wien seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden sind, nimmt sich diese Darstellung nahezu sonderbar aus. Den Maler hat augenscheinlich ein Ensemble am Rande eines Gewässers so sehr gefesselt, dass er damit alle Traditionen über Bord warf. Als Stillleben kann dieses Bild nicht bezeichnet werden, vielmehr ist es ein Naturausschnitt und demzufolge der Landschaftsmalerei zuzuordnen. Besonders hervorzuheben ist die genaue Kenntnis der Pflanzen, die akribische Schilderung von Blatt und Blüte in den unterschiedlichen Zustandsformen. Vom Maler Josef Lauer sind uns zahlreiche Blumenstücke bekannt. Allerdings können seine Arbeiten nur schwerlich der traditionellen Stilllebenmalerei in Wien zugeordnet werden, denn es war nicht die unüberschaubare Vielfalt der Details, die seine Gemälde so prächtig erscheinen lassen, sondern die Virtuosität, die feine Zeichnung, und die Lebendigkeit in der Naturform. Die genaue Zeichnung von Blüten und Blättern resultiert aus dem Lehrplan an der kaiserlichen Akademie, der das Zeichnen von "Feld- und Gartenblumen, wie auch Früchte, Schmetterlinge, und Konchilien" vorsah, wodurch eine "Verbindung derselben in Absicht auf Harmonie sowohl unter sich, als im Bezug auf die Grundfarbe des Stoffes, auf Licht und Schatten u.s.f." erreicht werden sollte. Darüber hinaus betrieben die Künstler natürlich auch aus eigenem Antrieb Naturstudien, sowohl im Freien als auch in den kaiserlichen Gewächshäusern in Schönbrunn, wo neben den heimischen auch zahlreiche exotische Pflanzen vorhanden waren. Doch war Lauers Spezialität nicht das prächtige Stillleben nach niederländischem Vorbild, sondern der Blumenstrauß, der zwar kunstvoll arrangiert sein darf, keinesfalls aber selbst als Kunstwerk wirken soll. Der Drang zum Dekorativen konzentrierte sich bei Lauer demzufolge nicht auf den Inhalt, sondern auf die Komposition. So bemerkte auch Wurzbach 1865 in seinem Biographischen Lexikon des Kaisertums Österreich: "Lauer's Blumen- und Fruchtstücke sind fleißige und treue Studien der Natur, frisch und wahr in der Farbe, glücklich gruppirt und beurkunden eine feine sinnvolle Beobachtungsgabe des Farbenspiels durch eine harmonische Zusammenstellung und eine geschickte Ausführung in den sanften Abstufungen und Übergängen" . Eben diese "Beobachtungsgabe des Farbenspiels" hat den Maler auch zum vorliegenden Bild animiert. Die gelbe Schlüsselblume, das zartblaue Leberblümchen und das violette Veilchen sind gerahmt von Blättern mit unterschiedlichen Grüntönen und begleitet vom sattgrünen Laub eines Efeustammes. Als einen farblichen Akzent findet sich der Kleine Fuchs (Aglais urticae), der mit seinen roten Flügeln die Blüten umflattert. So sehr aber die Blüten und Blätter mit all ihren Zeichen der Vergänglichkeit der Natur nachempfunden sind, so schwer fällt es auch, dieses Blumenstück als einen Ausschnitt der Natur wahrzunehmen, denn das Licht, das sich hier im Bild verbreitet, erinnert nicht an das Tageslicht sondern vielmehr an das künstliche Licht im Atelier. Nichts desto trotz stellt dieses Gemälde in der Wiener Stilllebenmalerei aufgrund des unüblichen Sujets eine Besonderheit dar. Wann genau es entstanden ist, lässt sich heute leider nicht mehr feststellen, stilistisch und maltechnisch aber verweist es in die reifere Phase des Malers. Im Jahr 1859 beteiligte sich Lauer bei der Akademie-Ausstellung mit einem Bild, das den Titel "Frühlingsblumen" trug und mit 70 fl. ausgewiesen war. Dieser Betrag, der um vieles geringer war als der Preis für seine anderen Arbeiten, lässt auf die Größe des Ausstellungsstückes schließen. Von ähnlichen Dimensionen dürften auch die "Alpenblumen" gewesen sein, die Lauer im Mai 1863 im Österreichischen Kunstverein ausstellte, denn dieses Bild war mit 60 fl. veranschlagt. Es mag sein, dass es sich beim vorliegenden Bild um eines der beiden Werke handelt, wobei der Begriff "Alpenblumen", mit dem das Bild im Inventar des Belvedere geführt wird, weit gefasst ist. Natürlich kommen die dargestellten Blumen vorwiegend in den Alpen vor, genau genommen aber handelt es sich hier um "Frühlingsblumen".

    [Grabner 2010]