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Zuckerrohrmarkt

Leopold Carl Müller, Zuckerrohrmarkt, Öl auf Leinwand, 80,5 x 134 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. ...
Zuckerrohrmarkt
Leopold Carl Müller, Zuckerrohrmarkt, Öl auf Leinwand, 80,5 x 134 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9515
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  • Markt in Oberägypten
  • Datierungum 1881
  • Künstler*in (1834 Dresden – 1892 Weidlingau bei Wien)
  • ObjektartGemälde
  • Material/TechnikÖl auf Leinwand
  • Maße
    80,5 x 134 cm
  • SignaturSign. unten rechts: Leopold Carl Müller
  • Inventarnummer9515
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Inventarzugang1998 Legat Leopold Bauer, Wien
  • "Das Durcheinander von Menschen, Thieren, Zelten u.s.w. ist das Malerischste, das ich in meinem Leben gesehen habe" schrieb Müller 1875 aus Kairo an Rudolf von Eitelberger. Der Maler war besonders vom Treiben auf den diversen Märkten beeindruckt, das ihm zahlreiche Ideen und Motive lieferte. Durch die Darstellung der unterschiedlichen "Volkstypen", die sich durch Hautfarbe, Kopfform, Haarwuchs und Gesichtsschnitt voneinander unterscheiden, sowie durch die Schilderung der verschiedenen Trachten vermochte er ein buntes Bild jenes Landes zu liefern, dessen Faszination ihn seit seinem ersten Aufenthalt im Jahr 1873 gefangen hielt.

    Die vorliegende Darstellung zeigt einen Zuckerrohrmarkt. Nachdem Zuckerrohr nur in der südlichen Hälfte des Niltales angebaut wurde, ist die Skizze während oder in der Folge von Müllers Aufenthalt in Oberägypten im Jänner und Februar 1881 entstanden. Das Zentrum des Zuckerrohranbaues war (und ist) Armant, eine Kleinstadt zwischen Luxor und Assuan, es ist also nicht auszuschließen, dass die Szene vor den Mauern dieser Stadt spielt. Es handelt sich dabei um einen relativ großen Markt, der allerdings, im Vergleich zu Müllers diversen Marktdarstellungen von Kairo, ländlich geprägt ist. Hier bestimmen nicht Kamele das Erscheinungsbild, sondern Esel, die mit schweren Lasten bepackt sind. Die Konzentration der Anwesenden ist auf Kauf und Verkauf ausgerichtet, wie die Gruppe der drei stehenden Männern im Vordergrund zeigt, der anekdotische Gehalt der Darstellung bleibt jedoch auf dieser Geste beschränkt. In erster Linie handelt es sich um die Schilderung des Markttreibens, in dem jeder Beteiligte seiner Beschäftigung nachgeht, ohne eines Zuschauers gewahr zu werden - natürlich fehlt dabei auch die bei Müller so beliebte Wasserkrugträgerin nicht. Müller war in Oberägypten besonders von der Unverfälschtheit der Bevölkerung begeistert. "Ich wollte, Ihr könntet die malerischen braunen und schwarzen Araber, Nubier, Bischaris und Barabras sehen, die hier im bunten Gedränge auf den Strassen sich herumtreiben" schrieb er am 5.1.1881 aus Assuan an seine Schwestern. "Und die Menschen!!" lautete es am 28.2.1881 begeistert aus Gherga an Pettenkofen, "Verrückt könnte man werden, wenn man die Gruppen auf den Plätzen und in den Strassen sieht." Der Maler fertigte während seiner Ägyptenaufenthalte zahlreiche Gesichtsstudien, die er später in die großen Kompositionen integrierte. Dabei legte er auf die Ausführung der Köpfe meist mehr Augenmerk als auf die Gestaltung der Kleidung und des Ambientes, sodass die Gesichter oft den Eindruck von applizierten Photographien erwecken (ein gutes Beispiel dafür ist die Volksschule in Oberägypten, Österreichische Galerie Belvedere, Inv.-Nr. 4646). Ähnliches ist auch in der vorliegenden Studie abzulesen, wo er dem Kopf des in der Mitte Stehenden höchste Aufmerksamkeit zuwandte, dem Umfeld jedoch weniger Bedeutung beimaß, ja sich mitunter sogar mit andeutenden Pinselstrichen begnügte.

    Der Vergleich mit dem ausgeführten Gemälde, dessen Aufenthalt heute unbekannt ist (siehe Abb. daneben), zeigt, dass Müller nur die grobe Komposition übertragen hatte. Gleichgeblieben sind der linke Teil der Stadtmauern, die stehende und die kauernde Gruppe im Vordergrund, sowie die Esel. Keine Übernahme fanden hingegen die Wasserträgerin sowie die elegante männliche Rückenfigur rechts, die ihre Fässer auf einer über Schrägen gelegten Tischplatte postiert hat.

    Das Werk ist 1892 unter dem Titel "Markt in Kairo" bei der Nachlaßauktion versteigert worden. 1998 (?) wurde die Studie der Österreichischen Galerie Belvedere als Legat übergeben.

    Literatur: Seligmann, Adalbert Franz (Hrsg.): Carl Leopold Müller. Ein Künstlerleben in Briefen, Bildern und Dokumenten, Wien, Berlin, Leipzig, München 1922; Zemen, Herbert (Hrsg.): Leopold Carl Müller 1834-1892. Briefe und Dokumente, Wien 1996; Zemen, Herbert (Hrsg.): Leopold Carl Müller im Künstlerhaus. Die Orientbilder, Wien 1998.

    [Sabine Grabner, in: Krapf, Michael/ Mayer, Monika: Neuerwerbungen Österreichische Galerie Belvedere 1992-1999. Meister von Heiligenkreuz bis Elke Krystufek, hrsg. v. d. Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 1999 (Wechselausstellung der Österreichischen Galerie, 224), S. 68-69]

  • Galerie Miethke, Wien. – 1932 Kunsthandel Neumann und Salzer bzw. Bertha und Maria Müller (?). – 1948 Sammlung Kurt Weese (?). – Privatbesitz, Niederösterreich. – 1975 Dorotheum, Wien