Die Akademie mit ihren Attributen zu Füßen Minervas
- Datierung1750
- ObjektartGemälde
- Material/TechnikÖl auf Leinwand
- Maße72,5 × 91,5 cm
- SignaturUnbezeichnet
- Inventarnummer8528
- Standort Derzeit nicht ausgestellt
- CreditlineAnkauf aus Privatbesitz, Essen, unter Mitwirkung des Vereins der Museumsfreunde Wien
Im Jahr 1750 wurde an der Akademie nach einer Pause von vier Jahren wieder ein Wettbewerb veranstaltet, aus dem Maulbertsch als Sieger in der Malerei hervorging. Das gestellte Thema sowie die Teilnehmer waren der Forschung durch archivalische Quellen seit langer Zeit bekannt, das preisgekrönte Gemälde selbst blieb jedoch verschollen. Dank Anton Weinkopf wusste man sogar über die Abmessungen Bescheid wie auch darüber, dass sich das Bild 1783 noch in der Akademie befunden haben muss. Schließlich tauchte es in Privatbesitz auf, und das Belvedere konnte 1997 diesen sensationellen Fund glücklicherweise erwerben.
Der im Archiv der Akademie der bildenden Künste erhaltene Ausschreibungstext, an dem sich die einzureichenden Arbeiten tunlichst zu orientieren hatten, wurde wohl vom betagten Akademiedirektor Jacob van Schuppen verfasst und kommt hier geradezu einer Bildbeschreibung gleich. Das "Thema für die Praemia in der Mahlerey 1750" ist eine "Allegoria, oder verblümte Vorstellung der Keyserin unter der Gestalt der Minerva mit ihren Attributis oder Eigenschaften sitzend". Zu ihren Füßen sitzt die allegorische Figur der Akademie "mit einer goldenen cron auf dem haupt" und hält in der rechten Hand eine Feile mit einem um sie geschlungenen Zettel, auf dem "Detrahit atque polit" (Sie nimmt weg und glättet) geschrieben steht. In ihrer Linken hält sie einen "Cranz von Lorbeer, ebheu [Efeu] und Myrthen", von dem zwei Granatäpfel herabhängen. Links unten spielt ein Äffchen mit auf dem Boden liegenden Büchern. Außerdem sind insgesamt fünf Putti zu sehen, wovon jene am linken, rechten und unteren Bildrand für Architektur, Skulptur und Malerei stehen. Links neben Minerva befindet sich ein Putto mit einem Füllhorn, "aus welchem allerhand Schäze, Früchten, goldene Ketten, goldene und silberne Münzen, und Edlgestein hervor quellen", er reicht der Göttin die zu verleihenden Medaillen. Darüber schwebt wiederum ein Putto, der den Ruhm mit der Posaune hinausbläst. Alle in der Ausschreibung genannten Elemente finden sich in Maulbertschs Gemälde wieder. Lediglich die Figur der Minerva ist in keinen sichtbaren Zusammenhang mit der damaligen Kaiserin zu bringen. Diese Textstelle wortwörtlich zu verbildlichen und eine maskierte Herrscherin wiederzugeben wäre wohl auch nicht ganz passend gewesen. Der einzige direkte Hinweis auf Maria Theresia ist die – heute verblasste – Fahne mit dem kaiserlichen Wappen an der Posaune des Puttos.
Besonders die Beleuchtungssituation dieses Gemäldes ist eine für Maulbertschs frühes Schaffen paradigmatische: Das gleißende Licht scheint von mehreren im Bild befindlichen Quellen gleichzeitig zu kommen und punktuell aufzuflammen. Diesbezüglich sowie hinsichtlich der farblichen Gestaltung und der Haltung der jeweiligen Hauptfigur steht das Bild der "Susanna vor den Richtern" (Inv.-Nr. 3224) sehr nahe.
[Georg Lechner, 10/2009]
- Familienbesitz, Essen
- 1997 Ankauf Privatbesitz, Essen
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- Das Zeitalter Maria Theresias. Meisterwerke des Barock, Samstag, 18. November 2006 - Sonntag, 11. Februar 2007
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